Fit, konzentriert und motiviert: Gesunde Mitarbeiter sind der Schlüssel für ein erfolgreiches Unternehmen – das ist kein Geheimnis. Aber auch für die ganz persönliche Entwicklung ist das eigene Wohlbefinden ein wichtiger Faktor. Als Familienunternehmen legen wir viel Wert auf die Vereinbarkeit von Job und Familie und eine ausgeglichene Work/Life-Balance. Und dafür wird bei uns einiges getan.
Angebote wie zum Beispiel ein spezielles Inhouse-Sportprogramm, das perfekt auf die Arbeitszeiten abgestimmt ist und sogar direkt in der eigenen Mittagspause absolviert werden kann, ermöglichen besonders ergiebige Trainingseinheiten, fördern die Fitness, die Konzentration und das Wohlbefinden. Gleichzeitig stärkt das gemeinsame Sporteln den Teamgeist und bringt Spaß und Abwechslung in den Arbeitsalltag. Damit frischgebackene Eltern ihren Nachwuchs und den Job unter einen Hut bekommen, bieten wir unter anderem verschiedene Formen der Kinderbetreuung an. Die Liste an Benefits für Solarlux Mitarbeiter ist lang und abwechslungsreich.
Doch all das kann eines nicht ersetzen: den respektvollen und offenen Umgang untereinander. Denn auch dieser Faktor ist essenziell für ein gutes Klima und langfristiges Wohlergehen am Arbeitsplatz. Dass es dennoch im Arbeitsalltag nicht nur zu physischen sondern auch zu psychischen Belastungen kommen kann, ist hinlänglich bekannt. Genau dieses Thema wurde in der vergangenen Woche im Rahmen der 4. Messe für Betriebliches Gesundheitsmanagement, die bei uns am Campus stattfand, ganz besonders behandelt. Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ bei uns der Vortrag „Eigenverantwortung! Warum nicht die Chefs, Kollegen oder der Job die Ursache für unseren Stress sind“, von Babak Rafati. Der ehemalige FIFA- und Bundesligaschiedsrichter sprach darin über Motivation, Burn-Out, Selbstwertgefühl und seinen Suizidversuch vor sechs Jahren. Im Anschluss haben wir natürlich die Chance genutzt, ihm einige Fragen zu stellen:
Herr Rafati, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen. Wir haben soeben ihren Vortrag gehört, der sich damit befasst, wie der Mensch am besten mit Druck und Stress umgehen kann. Ihre Worte wurden sehr positiv aufgenommen und scheinen ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben.
- Stoßen Sie überall auf solche Sympathie oder begegnet man Ihnen mancherorts auch eher skeptisch oder gar ablehnend? Wird Ihre Offenheit als Schwäche ausgelegt?
Meine bisherigen Erfahrungen sind durchweg positiv. Und da ist es egal, ob ich vor Top-Managern oder in kleinen Firmen spreche. Viele geben anschließend Rückmeldungen, dass es ein Vortrag sei, der ein Leben verändern kann. Ich finde es schön, dass es so positiv angenommen wird, denn wir sprechen ja hier über ein Phänomen, welches nicht nur im Spitzensport stattfindet. Es ist ein gesellschaftliches Problem. Es geht darum, sich selbst anzunehmen und sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Öffne dich, schau in dich hinein und höre auf dich.
- Also ist die vermeintliche Schwäche eher eine Stärke?
So ist es. In der Gesellschaft wird es oft als Schwäche ausgelegt, über Gefühle zu sprechen. Doch sich selbst einzugestehen, dass man am Limit ist und Hilfe braucht, das ist stark. „Ich brauche Hilfe“, ist einer der stärksten Sätze, die es gibt. Dieser Satz macht das Problem greifbar. Man nimmt eine Haltung ein und geht damit den ersten Schritt zur Lösung des Problems. Nehmen wir mich als Beispiel. Ich war schwach, denn ich habe es nicht geschafft, mir meine Grenzen einzugestehen und um Hilfe zu bitten. Und das wurde mir zum Verhängnis.
- Gibt es Kritiker? Wenn ja: Wie begegnen Sie denen?
Klar gibt es Kritiker. Die gibt es immer. Das Wichtige ist, wie man mit Kritik umzugehen lernt. Zunächst muss man sich überlegen, welcher Art die Kritik ist. Ist sie sachlich oder persönlich? Persönliche Kritik ist nicht objektiv und kann vernachlässigt werden. Bei sachlicher Kritik geht es darum, sich diese anzuhören und zu filtern. Was davon ist richtig, was davon kann ich mir annehmen und mich dadurch verbessern? Ich bin für eine neue Fehlerkultur: Wenn uns jemand kritisiert, dürfen wir nicht direkt in den Verteidigungsmodus verfallen. Wir müssen lernen, dass Kritik nicht zwingend böse gemeint ist und uns helfen kann.
- Speziell in Unternehmen: Wird der Umgang mit Krankheiten wie Depressionen oder Burn-Out offener? Sehen Sie eine positive Entwicklung?
Absolut. Ich sehe das alleine daran, dass ich als Keynote Speaker zu diesem Thema von Unternehmen jeder Größenordnung aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Anfragen bis 2020 vorliegen habe. Das heißt, dass Unternehmen sich dem annehmen. Man ist offen für dieses Thema. Man fängt an, sich mit sich selbst zu befassen. Und auch in der Gesellschaft tut sich viel in diesem Bereich. Und das gibt mir Hoffnung. Die Menschen fangen an, selbst das Kommando über sich zu übernehmen und man versucht nicht mehr, anderen die Schuld für seine Situation zu geben.
- In einem Interview sagten Sie einmal: »Niemand ist in der Lage, mich zu verletzen. Außer ich selbst, wenn ich es zulasse.« Ist das nicht leichter gesagt als getan? Immerhin kann man sich nicht aussuchen, wie sehr einen etwas verletzt.
Natürlich ist das leicht gesagt, aber ich spreche da ja aus Erfahrung. Ich habe sehr viel falsch gemacht und sehr viel an mich heran gelassen. Natürlich sind Äußerungen gefallen, die mich verletzt haben, aber ich habe nicht mit Strategien gearbeitet, die mich vor solchen Verletzungen schützen konnten. Stichwort Resilienz. Ich lasse es an mir abprallen. Das kann ich dadurch erreichen, dass ich mich mit den Zusammenhängen befasse. Was steckt hinter dem Menschen, der mich gerade auf eine bestimmte Art und Weise angegriffen hat? Beispiel Chef: Anstatt zu sagen, er sei ein schlechter Chef, muss ich mich fragen, was ihn bewegt. Bekommt er auch Druck? Geht es ihm privat nicht gut? Dann fällt es mir leichter, die Zusammenhänge zu verstehen und ich kann viel bewusster reagieren. Dies erfordert jedoch ein hohes Maß an Selbstreflektion und im Vorfeld muss ich mich viel mit den Motiven und der Psyche des Menschen befassen. So kann ich mein Gegenüber verstehen und in mein Denken und Handeln mit einbeziehen. Dies führt letztendlich dazu, dass ich Angriffe und Verletzungen besser verstehen und mich so davor schützen kann.
- Haben Sie noch Spaß am Profifußball? Schauen Sie sich die Spiele an?
Ich bin viel beruflich unterwegs, deshalb habe ich wenig Zeit, Fußball zu schauen. Allerdings coache ich auch Profifußballer und bleibe somit in ständigem Kontakt mit der Branche und den Abläufen hinter den Kulissen. Auf der anderen Seite kann ich mittlerweile neutraler auf das Spiel an sich schauen. Ich bin wieder Fußballfan und schaue das Spiel nicht mehr aus der Schiedsrichterperpektive. Ich kann das Spiel unbeschwerter genießen, vorausgesetzt, ich finde die Zeit. Ich habe über 25 Jahre aktiv im Fußball verbracht. Diese Leidenschaft wird bleiben und das ist auch gut so.
Vielen Dank für Ihre Offenheit, Herr Rafati.
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